Ich lüge meine eltern ständig an und mache auch viele dinge heimlich
Hey
Ich bin so ein verlogenes kind und ich habe immer wieder dass gefühl dass es für meine familie besser wäre wenn es mich gar nicht geben würde....
Aber nun zum eigentlichem text ich habe den verdacht an einer lügensucht erkrankt zu sein, ich lüge meine eltern mit den belanglosesten dingen an erst vorhin habe ich musik gehört obwol ich eigentlich lesen sollte dann kamm mein vater und hat mich gefragt ob ich nicht musik höre ich habe nein gesagt. Weil sein und das vertrauen meiner mutter imlaufe der jahre immer kleiner wurde hat er dann mein bett durchsucht und logischerweise mein i-pod gefunden. Oder einmal hatte ich lippenstift von meiner mutter aufgetragen und meine eltern haben mich gefragt ob ich lippenstift trage ich habe nein gesagt und dann wolten sie dass ich meine lippen an ein taschentuch drücke dann haben sie natürlich das rot gesehen. Ich will dass alles nicht mehr und ich bin es echt leid meine eltern zu entäuschen aber ich weiss nicht wie ich damit aufhören soll. Und kommt jetzt bitte nicht mit du musst einfach mal die wahrheit sagen. Guter Ratschlag Hab ich schon versucht funktioniert nicht sonderlich gut wie ihr seht...
Anwort von Adriano
Hallo, Silvi!
Wir bedanken uns für dein Vertrauen, dich mit deinem Problem an uns zu wenden.
Ich möchte gleich mal reinspringen und dir Folgendes schon mal sagen: Nein, deine Familie denkt nicht dass es besser wäre, wenn es dich nicht geben würde. Dass du diese Gedanken hast, ist im Grunde völlig normal. Diese Gedanken stehen jedoch einzig und allein dafür, dass du dich mit den Gefühlen anderer Menschen, hier insbesondere die deiner Familie, auseinandersetzt und deine Handlungen/Lügen kritisch betrachtest. Das ist eine gute Eigenschaft, die du dir bereits jetzt, mit 11 Jahren, zu Gute halten solltest.
2.) Hier eine kleine Bemerkung zu "Wahrheit" und "Lüge": Wahrheit bedeutet nicht, dass aus ihr immer nur Gutes entsteht. Und Lüge bedeutet nicht, dass aus ihr immer nur Schlechtes hervorgeht. Wie ich das meine? Ich beispielsweise habe vor wenigen Tagen erst gelogen. "Verrückt!", denkst du dir vielleicht gerade, dass ich dir das so offen sage. Bist du doch hierher gekommen, um Hilfe gegen das Lügen von uns zu erhalten, nicht wahr? Und hier nun komme ich und sage dir direkt mal, dass ich gelogen habe.
Aber: ja, so ist es, das habe ich. Denn: Lügen ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes! Denn der tatsächliche Beweggrund, weshalb man lügt, ist genauso entscheidend wie die Lüge selbst. Bedeutet: ist der Beweggrund schlecht, tue ich der Person (und eigentlich auch mir selbst) also etwas Schlechtes damit dass oder warum ich sie belüge, ist auch die Lüge schlecht. Ist der Beweggrund jedoch ein guter, tue ich der anderen Person (und damit auch mir selbst) also etwas Gutes, kann eine Lüge tatsächlich auch gut sein.
Mein Beispiel: Vor wenigen Tagen hatte ich ein sehr wichtiges Gespräch mit einer Person geführt. Ein sehr vertrauliches noch dazu, das am Ende jedoch nicht zufriedenstellend für mich war. Wenige Stunden danach fragte mich jemand anderes, wie das Gespräch denn gelaufen sei, ob es denn im Ergebnis gut war. Woraufhin ich antwortete und log: "Ja, es war gut."
Die Person, die mich fragte, hatte meinen Gefühlen und meinem Empfinden nach keine Berechtigung und kein berechtigtes Interesse daran eine ehrliche Antwort, die Wahrheit also, von mir zu erhalten. Deshalb entschloss ich mich, zu lügen. Ich habe dadurch niemanden geschadet. Im Gegenteil sogar: die Wahrheit hätte ganz und gar nicht bedeutet, dass daraus nun Gutes entstehen würde. Und unter uns: manchmal geht es anderen einfach nichts an, was man mit anderen besprochen hat.
Nun also damit wieder zurück zu dir: sei zunächst einmal fair zu dir selbst! Nicht jedes Mal, wenn du lügst, muss es bedeuten, dass dein Beweggrund ein schlechter war. Du fragst dich jetzt vielleicht, wie du denn sehen und entscheiden kannst, wann ein Beweggrund nun schlecht oder gut ist. Ich gebe zu, dass das nicht immer einfach ist, doch ganz grundsätzlich ist das eigene Bauchgefühl eine ganz hervorragende Hilfe dabei! Sagt dir dein Bauch also, dass du der anderen Person (und dir selbst) eher etwas Schlechtes damit tust, dass und warum du gleich lügen würdest, solltest du lieber die Wahrheit sagen.
Und wenn du dabei feststellst, dass die Wahrheit die Person dennoch enttäuschen oder verletzen könnte, dann gibt es ein weiteres sehr bedeutsames Hilfsmittel: die Entschuldigung! Wenn also eine Wahrheit unangenehm für jemanden ist oder jemanden enttäuschen oder verletzen könnte, hast du IMMER die Chance zu sagen: "Ja/Nein, das stimmt/das stimmt nicht, es tut mir leid!"
Die Entschuldigung erfüllt nämlich einen ganz, ganz wichtigen Zweck: dass du das Vertrauen der Person, das du verletzt oder enttäuscht haben könntest, nicht verlieren möchtest und darum bittest dir zu verzeihen, dass du das Vertrauen der Person verletzt hast und es dir wichtig ist, dass sie dir auch weiterhin vertraut.
Du erkennst mit deinen 11 Jahren also schon sehr genau, wie ich finde, dass Lügen ganz grundsätzlich eher die Eigenschaft haben, dass man sich selbst und andere sich schlecht fühlen können, dass das Vertrauen Schaden nehmen kann. Das ist eine wahnsinnig wichtige Sache, die du also schon erkannt hast! Wäge also immer für dich ab, ob es sich wirklich für dich und einen anderen Menschen "lohnt", nur wegen eines aufgetragenen Lippenstifts zu lügen. (Unter uns: es lohnt sich nicht! ;-))
Antworte beim nächsten Mal lieber mit: "Ja, das stimmt, es tut mir leid!" Du wirst sehen, dass es dir und anderen damit besser gehen wird.
Wie gesagt: nicht jede Wahrheit verursacht Gutes. Und nicht jede Lüge nur Schlechtes. Eine wichtige Frage dabei ist, ob der Beweggrund gut oder schlecht ist (für alle Beteiligten). Ein hilfreiches Werkzeug wird dir dabei stets dein eigenes Bauchgefühl sein. Das dich im Übrigen dazu verleitet hat, uns zu schreiben. Du hast also ein gutes & gesundes Bauchgefühl, auf das du weiter vertrauen solltest bei der Frage, ob du lügen oder lieber doch die Wahrheit sagen solltest.
Viele liebe Grüße & pass' auf dich auf,
Adriano