Problem von David - 15 Jahre

Vater kontrollsüchtig, Mutter Alkoholikerin.

Hallo,
Ich möchte von meiner Familie und der dort vorhandenen Probleme berichten. Meine Mutter ist Alkoholikerin. Das ist schon sehr lange der Fall. 2011 habe ich meine erste Erinnerung daran sammeln müssen. Sie ist auch vor nicht all zu langer Zeit von der Treppe gefallen und hat sich diverse Prellungen im Gesicht zugezogen. Meinen Vater scheint das alles nicht wirklich zu interessieren. Er kommandiert mich und meine kleine Schwester (13) lieber rum und beschwert sich über Dinge, wie meine Noten in Mathe oder „Das ich zu blöd bin bei einem Amt anzurufen“. Ich habe den Anruf getätigt, allerdings war niemand in der Leitung. Das scheint laut meinem Vater meine Schuld zu sein. Er macht mich ebenfalls vor seinen Freunden nieder. Weil ich eben das Thema Mathe angesprochen habe: Ich bin kein besonders guter Schüler. Mein Vater hat selbst zu mir gesagt, dass es MEIN eigenes Leben ist, welches ich damit „zerstöre“. Das wiederholt er immer wieder. Wie gesagt auch vor seinen Freunden. Er weiß immer alles besser als alle anderen, selbst wenn er keine Ahnung hat, ist er der festen Überzeugung davon. Wenn irgend etwas nicht nach ihm geht, wird so lange herumgeschrien, bis sich die Meinung der anderen so ändert, dass es wieder nach ihm geht.
Um über meine Probleme zu reden habe ich nicht wirklich jemanden. Meine feste Freundin ist so gut wie nie da (sie weiß von den Problemen, ist allerdings dem Ausmaß nicht vertraut) und mit meinen besten 2 Freunden kann ich über so etwas nicht reden. Ich habe Vertrauensprobleme, die durch meinen Vater ausgelöst worden sind, weswegen ich mit fast niemandem reden kann. Ich wurde in nicht all zu langer Vergangenheit mehrmals von der vermeintlich besten Freundin hintergangen, indem sie sämtliche Sachen über mich weitergegeben hat (wie z.B. dass meine Mutter Alkoholikerin ist). Sie hat den Vertrauensproblemen ebenfalls bei geholfen. Seitdem bin ich extrem vorsichtig mit meinen Worten geworden und erzähle fast nichts mehr über mich. Nur noch meiner festen Freundin. Ich hoffe, dass ich ihr weiterhin vertrauen kann.
Danke für die Hilfe.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo David!

Ich finde es sehr ergreifend, was du über dich und deine Familie geschrieben hast.
Angehörige von Suchtkranken haben eine riesige Bürde mitzutragen. Hoffentlich geht es deiner Mutter nach dem Sturz halbwegs gut! Vielleicht wird sie durch solche einschneidenden Erlebnisse nach und nach wachgerüttelt.
Dann noch dein Vater, der dich viel "zur Schnecke macht", anstatt dich liebevoll zu unterstützen. Das liest sich alles sehr traurig. Auch wenn es keine Entschuldigung für sein Verhalten ist, glaube ich trotzdem, dass dein Vater sich um dich sorgt und dir eine bessere Zukunft wünscht (als er möglicherweise für sich gesehen hatte?). Damit meine ich, dass hinter all den gemeinen Kommentaren im Grunde wahrscheinlich viel Angst und Frustration steckt und er selbst Hilfe bräuchte, genauso wie deine Mutter.

Bei allem Mitgefühl für deine Eltern, die es nicht leicht haben, denke ich zuallererst an euch Kinder.
Du wirkst sehr reflektiert auf mich und ich bin mir sicher, dass du deinen Weg gehen wirst. Dafür wünsche ich mir Hilfe vor Ort für dich, denn anscheinend hat ja sogar dein Vater begriffen, dass es so nicht weitergehen kann. Leider weiß ich nicht, ob du das Jugendamt gemeint hattest, bei dem du dich melden solltest. Das wäre auch mein Tipp gewesen. Wenn das allerdings anfangs zu schwierig sein sollte mit der Erreichbarkeit würde ich dir zuerst einen Beratungstermin bei einer Familienberatungsstelle empfehlen. Dort könntest du entweder alleine, mit deiner Schwester zusammen oder optimalerweise mit deinem Vater hingehen. Mit dieser Suchmaske kannst du nach passenden Einrichtungen bei dir in der Nähe suchen (Stichworte sind Kinder/Jugendliche, Familien und auch "psychosoziale Beratung"): https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/

Ich habe dir noch ähnliche Zuschriften zur Vertiefung herausgesucht:
* https://mein-kummerkasten.de/333446/Ich-hasse-meine-Mutter.html
* https://mein-kummerkasten.de/333347/Mutter-schlaegt-mich-und-verbietet-mich-mit-meinem-Vater-zu-treffen.html
* https://mein-kummerkasten.de/333746/Alkohol-und-Rausschmiss.html
* https://mein-kummerkasten.de/333712/Alkohol.html

Zum Thema Vertrauen: Ich kann total verstehen, dass du sehr vorsichtig geworden bist. Einerseits ist es gut, sich zu schützen und erst einmal abzuwarten, ob man einer Person wirklich vertrauen kann. Andererseits wird diese Haltung leider oft zu einer starren Mauer, hinter der man sich verbirgt und so nur noch unglücklicher wird - denn Gefühle und Gedanken im Alltag mit den Mitmenschen zu teilen ist etwas sehr Wichtiges.
Ich rate dir Folgendes: Bei deiner Freundin solltest du üben, dich immer ein bisschen mehr zu öffnen. Damit meine ich nicht, dass du alle möglichen Geheimnisse ausplaudern musst, sondern dass du lernen kannst, die Dinge mit ihr zu teilen, die dir auf der Seele brennen. Du kannst das vorbereiten, indem du ihr eröffnest, ein ernsthaftes Gespräch mit ihr führen zu wollen. Wenn sie das weiß, dass du ihr etwas "Großes" zu sagen hast, kann sie sich darauf einstellen. Allerdings meine ich mit diesem "Großen" nicht, dass du gleich alle familiären Herausforderungen benennen musst (außer du möchtest es!) - sondern, dass du das Thema Vertrauensprobleme ansprechen solltest. Auf dieser Basis kann dann alles Weitere entstehen.
Ich habe dir dazu ein paar schöne Hilfen herausgesucht, die sich rund um Vertrauensaufbau in verschiedenen Beziehungen drehen:
* https://de.wikihow.com/Vertrauen-aufbauen-in-einer-Fernbeziehung (für den Fall, dass du eine Fernbeziehung mit deiner Freundin führst)
* https://de.wikihow.com/Dem-eigenen-Freund-vertrauen
* https://de.wikihow.com/In-einer-Beziehung-Vertrauen-aufbauen
* https://de.wikihow.com/Vertrauen-aufbauen


Bitte melde dich wieder, wenn du dir etwas von der Seele schreiben möchtest!

Alles Liebe und viel Kraft für die nächste Zeit,
Nuala