Problem von Kim - 22 Jahre

Ich will raus hier

Ich habe schon seit 7 Jahren Stress mit meiner Mutter bei der ich lebe ich habe eine Ausbildung und habe sie nicht gleich geschafft da hat sie mich fertig gemacht das ich nichts könne.
Heute schlug sie mir auf den Rücken weil ich mich im der Wortwahl vergriffen und machte mich wieder fertig das ich einen miesen Character habe und ich asozial bin.
Sie schickt mir immer sprachnachrichten die nicht grade schön sind so wie jetzt gerade obwohl sie arbeiten sollte.

Ich bin oft froh nicht zuhause zu sein.
Die einzigste Peraon die ich habe ist mein großer Bruder der mit 12 zu seinem Vater ging wegen meiner Mutter.
Mir ging es in den letzten Jahren psychisch immer schlechter und verschwieg es meiner Mutter als sie es herausfand wollte sie mich einweisen lassen, ich habe die Probleme selbst in den Griff bekommen aber ich werde jeden Tag nur fertig gemacht und beleidigt und andauernd herumkommandiert als wäre ich ihr Butler nur weil sie es nicht schafft sich zu bewegen.
Dabei arbeitet sie nie lange und wenn ich lernen will werde ich gestört oder wenn ich mal raus will ftägt sie mich über alles aus und was ich mit denen geredet habe und alles und wann ich heimkommen ich solle sofort kommen.
Ich bin 22 um Januar 23 und darf nichts außer mir die Drohung anhören ich schlafe mit meinem Hund und meiner Katze auf der Straße.
Aber zur Zeit finde ich keine günstige Wohnung.

Was soll ich tun wenn ich mit ihr rede sagt sie ich sei im Unrecht und hört mir nicht zu sie schreit immer sofort.

Lan Anwort von Lan

Liebe Kim,

vielen Dank, dass du uns geschrieben hast. Ich bitte um Entschuldigung für die späte Antwort, hoffe aber, dass sie dir trotzdem helfen kann.

Das klingt nach einer sehr schwierigen Zeit, die du durchmachst. Das tut mir sehr leid zu hören, du musst darunter sehr leiden. Ich finde, dass eine Mutter mit ihrer sogar auch noch erwachsenen Tochter so nicht umgehen sollte. Selbst eine Mutter darf sich nicht alles erlauben, sie überschreitet dabei regelmäßig eine Grenze. Sie darf dich nicht so beschimpfen und ganz bestimmt auch nicht einfach so schlagen.


Schuld liegt nicht bei dir

Ich kenne dich zwar nicht, vermute aber mal, dass du ganz sicher keinen schlechten Charakter hast, wie deine Mutter behauptet. Wichtig ist, dass du erkennst, dass ihr Verhalten nichts mit dir zu tun hat. Du bist nicht schuld und ganz sicher nicht asozial. Ich kann nur vermuten, dass sie eventuell eigene Probleme hat und dich als Projektionsfläche nutzt.

Ich vermute, dass deine Mutter eventuell selbst in der Kindheit nicht so gut von ihrer Familie behandelt wurde und dass sie eventuell vielleicht auch mit eigenen Problemen zu kämpfen hat. Eventuell lässt sie das alles jetzt an dir aus.

Ich finde es sehr gut, dass du auch das Gespräch mit deiner Mutter suchst. Es ist nur sehr traurig, dass sie nicht mit sich reden lässt. Spätestens dann sollte man in Betracht ziehen, noch jemanden Dritten einzubeziehen, wenn ihr eure Konflikte unter euch nicht lösen könnt.

Du schreibst, dass es seit sieben Jahren schon so ist. Wie war es denn vorher? Hattet ihr da eine bessere Beziehung zueinander und was war der Auslöser für den Wandel?


Hilfe suchen

Ich kann verstehen, dass du gerade verzweifelst, weil du gerne ausziehen willst, aber kein Geld da ist. Ich finde es super, dass du dich an uns wendest und aktiv auch nach Hilfe suchst, die brauchst du auch unbedingt.

Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, wie du dir Hilfe von außen suchen kannst:


Das Jugendamt

Ich würde dir unbedingt raten, dich an das Jugendamt zu wenden. Entgegen der Vorstellung, diese würden sich nur um Kinder und Jugendliche kümmern, sind sie auch für junge Volljährige bis 27 Jahren verantwortlich, können dir also durchaus helfen.
Du könntest dort deine Situation schildern, was du möchtest und was nicht, gemeinsam könnt ihr nach Möglichkeiten und Lösungen schauen und weitere Schritte planen. Das Jugendamt könnte dir auch betreutes Wohnen vermitteln oder andere Einrichtungen, wenn es Zuhause einfach nicht mehr aushaltbar ist.
Zumindest können sie dir helfen und prüfen auch nach, ob du wirklich nicht mehr Zuhause wohnen kannst. Auch ein gemeinsames Gespräch mit deinen Eltern wird dann geführt.


Familienberatungsstellen

Eine weitere Anlaufstelle wären Erziehungs- oder Familienberatungsstellen. Das sind Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe und kosten auch nichts. Im Fokus steht die individuelle Beratung von Kindern und deren Eltern. Diese sind dafür auch geschult, Konflikte in Familien zu lösen. Dort wird dir sicher geholfen. Du kannst dort mit deiner Mutter hingehen, musst es aber nicht. Es reicht auch, wenn du dort allein oder mit einer vertrauten Person hingehst, wenn du denkst, du schaffst es nicht allein. Das ist auch absolut in Ordnung.


Soziaplsychiatrischer Dienst

Eine weitere Anlaufstelle könnte der "Sozialpsychatrische Dienst" sein, den es inzwischen eigentlich in jeder Stadt gibt. Vielleicht kannst du dich bei der Stadtverwaltung erkundigen, da wird man dir sagen, wie du da hin kommst.
Dieser kann dir helfen, wieder psychisch auf die Beine zu kommen. In Kombination mit dem Jugendamt könnte sich eine neue Wohnmöglichkeit für dich gefunden werden.


Berufliche Situation

Mich würde jetzt noch interessieren, ob du die Ausbildung abgeschlossen hast und was du derzeit beruflich machst. Das wäre wichtig zu wissen, damit ich weiß, was für dich auch möglich wäre.
Für mich liest es sich, dass du die Ausbildung abgeschlossen hast, nur eben nicht auf Anhieb. Ist das so richtig?

Wenn das stimmt, wirst du vielleicht derzeit auf Jobsuche sein. Oder ist das gerade schwierig aufgrund deiner privaten Situation? Das würde ich natürlich auch verstehen. Wenn du derzeit noch in der Ausbildung sein solltest, wäre auch eine Möglichkeit Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) zu beantragen, das könnte dir finanziell auf jeden Fall weiterhelfen.


Abstand gewinnen und ausziehen

Ich finde, dass es super wichtig ist, dass du Abstand zu deiner Mutter gewinnst. Das klingt für mich nach ernsthaften Streitigkeiten und einem enorm toxischen destruktiven Verhalten deiner Mutter, was dich emotional sehr belastet. Und du hast bereits schon viele Jahre gelitten.

Könntest du vielleicht übergangsweise auch bei einer Freundin oder auch bei deinem großen Bruder oder anderen Verwandten beispielsweise Großeltern unterkommen? Die Hauptsache ist, dass du dich sowohl räumlich auch als emotional von ihr löst.

Oder kannst du dir vielleicht auch vorstellen, in anderen Wohngemeinschaften zu leben? Wenn das Geld nicht für eine eigene Wohnung reicht, wäre es ja auch möglich, mit anderen Leuten zusammenzuziehen, wie es auch viele Studenten machen. Man teilt sich die Miete und natürlich die Wohnung, was aber auch wunderbar sein kann, um neue Kontakte zu knüpfen und da auch Halt zu bekommen.


Ausziehen auch ohne eigenes Geld

Wenn das nicht möglich ist, du aber dennoch ausziehen willst, aber eben selbst kein Geld hast, ist es trotzdem nicht unmöglich. Es gibt mehrere Wege, wie du dir finanzielle Unterstützung für eine eigene Wohnung suchen kannst.

Eltern müssen ihren volljährigen Kindern Unterhaltung bezahlen, nämlich bis zum Abschluss einer ersten beruflichen Ausbildung, was auf dich vermutlich zutrifft. Die Pflicht der Eltern, Unterhaltung für das Kind zu zahlen, endet auch nicht wie beim Kindergeld zum 25. Geburtstag, sondern erst, wenn das Kind in der Lage ist, seinen Unterhalt selbst zu zahlen. Insofern steht dir also der Unterhalt als auch das Kindergeld (bis 25 Jahren) zur Verfügung. Und das sollte doch hoffentlich für eine Wohnung reichen.

Solange du in der Ausbildung oder im Studium bist, solltest du meines Erachtens, bis zum 25. Lebensjahr auch Kindergeld erhalten. Meist bekommen das ja die Eltern, wie du schon richtig schreibst. Wenn du das Geld aber für dich und deinen Unterhalt der eigenen Wohnung nutzen willst, informiere dich doch bitte beim zuständigen Sozialamt. Schildere ihnen deine Situation und frage, ob es möglich wäre, das Geld dir direkt zukommen zu lassen, anstatt deiner Mutter.

Solltest du kein BAB erhalten (siehe oben), gibt es noch andere Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten, wenn du denn auch während der Ausbildung ausziehst. Du könntest Wohngeld beim Wohnungsamt beantragen. Dafür brauchst du aber ein geringes Einkommen.

In Ausnahmefällen hast du sogar auch Anspruch auf Hartz IV und eine eigene Wohnung. Beispielsweise, wenn du "aus schwerwiegenden sozialen Gründen" nicht mehr zu Hause wohnen kannst. Vor allem wenn es um schwerwiegende Differenzen mit den Eltern geht. Allerdings ist dafür eine Stellungnahme des Jugendamtes oder anderer Behörden notwendig. Und wenn deine Mutter es ablehnt, dich weiterhin in ihrem Haushalt zu beherbergen, hast du ebenso Anspruch auf Hartz IV.

Vielleicht kannst du dich auch mal bei eurer Arbeitsagentur erkundigen, welche Angebote es gibt.


Ich habe dir noch einige Links zusammengestellt, die dir weitere Anregungen geben können:

https://www.helpster.de/von-zu-hause-ausziehen-ohne-geld-so-kann-s-funktionieren_91517
https://www.finanzfrage.net/g/frage/wie-kann-ich-von-zu-hause-ausziehen-ohne-geld-ohne-ausbildungarbeit
https://www.finanztip.de/unterhalt-volljaehrige-kinder/
https://www.azubi.de/beruf/tipps/bafoeg-in-der-ausbildung
https://www.helpster.de/ausziehen-in-der-ausbildung-so-beantragt-man-finanzielle-unterstuetzung_18538
https://mein-kummerkasten.de/271086/Darf-ich-mit-18-ausziehen-auch-wenn-meine-Eltern-Hartz-4-beziehen.html
https://mein-kummerkasten.de/175685/Finanzielle-Unterstuetzung-fuer-den-Auszug.html
https://mein-kummerkasten.de/330590/Eltern-ausziehen.html
https://www.erstewohnung-ratgeber.de/einnahmen-kosten/unterhalt-ein-heikles-thema/
https://www.haufe.de/recht/familien-erbrecht/eltern-bieten-kost-und-logis-an-kind-fordert-unterhalt_220_221930.html


Was du jetzt nun tust, liegt ganz bei dir. Ich hoffe jedoch, dass du deinen Mut zusammennimmst und dir wirklich auch Hilfe bei anderen Menschen suchst.

Ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft und Mut, das alles gut zu überstehen.
Wenn du Fragen hast oder weiter Probleme hast, kannst du uns jederzeit gerne schreiben.

Viele Grüße,
Lan